Weltbewegend Analytik Jena fokussiert sich strategisch auf sieben Branchen. Ein Interview mit Manuela Beil-Peter und Maik Schmidt über Megatrends, die Hinwendung zur Industrie und das, was Analytik Jena in der Welt bewirkt.

Weltbewegend Analytik Jena fokussiert sich strategisch auf sieben Branchen. Ein Interview mit Manuela Beil-Peter und Maik Schmidt über Megatrends, die Hinwendung zur Industrie und das, was Analytik Jena in der Welt bewirkt.

Analytik Jena hat sich auf sieben Schwerpunktbranchen festgelegt, von denen wiederum zwei besonders herausgehoben werden. Was steckt dahinter?

Manuela Beil-Peter: Indem wir uns Umwelt & Wasser/ Abwasser und Lebensmittel & Landwirtschaft als vorrangig auf die Fahnen schreiben, nehmen wir es mit Megatrends auf, also jenen Strömungen, die aller Voraussicht nach die Zukunft prägen werden. Dazu zählt das Wachstum der Weltbevölkerung, was universelle Daseinsfragen nach sauberem Wasser, Lebensmittelversorgung und Gesundheit aufwirft. Darin liegt auch eine große Verantwortung: Dass wir unseren Kunden das Richtige anbieten und unsere Lösungen verlässlich sind.

Maik Schmidt: Besonders im Umweltbereich bleiben wir da verwurzelt, wo wir groß geworden sind, nämlich im akademischen und im öffentlichen Bereich. Wir versorgen Umweltämter, Wasser- und Abwasserzweckverbände, Entsorgungsbetriebe und Universitäten in aller Welt mit Geräten. Und es gilt: Wer unsere Geräte an der Uni zu schätzen gelernt hat, bevorzugt sie auch als Absolvent und bringt sie in die verschiedensten Industrien ein.

Die Hinwendung zur Industrie zählt ja ebenfalls zur Strategie – nicht zuletzt, um Synergien mit der Mutterfirma Endress+Hauser auszuloten.

Maik Schmidt: Überall, wo es im Prozess einen Durchfluss oder Druck zu bestimmen gilt, kommt Endress+Hauser ins Spiel, während wir im Labor unseren Beitrag leisten. In der Öl- & Gas-Industrie zum Beispiel haben wir in den vergangenen Jahren Marktanteile für Elementaranalysegeräte gewonnen, gerade in der Kraftstoffherstellung und der petrochemischen Industrie. Man darf nicht verkennen: Auch wenn künftig weniger fossile Kraftstoffe eingesetzt werden – sie werden noch jahrzehntelang produziert und müssen demzufolge in ihrer Herstellung überwacht werden. Und was die Branche Kraftwerk & Energie angeht: Die Auflagen in der Energieversorgung werden strenger; unsere Technik hilft, sie zu überwachen.

Soweit also zur Routine. Gibt es denn für die Technologie noch Aufregendes zu entdecken?

Maik Schmidt: Permanent! Für Chemie & Materialanalyse ergeben sich gerade neue Anwendungen. Beispielsweise wird die Reinheit von industriell genutzten Salzen in Frankreich neuerdings mit unserer ICP-OES geprüft. Ebenfalls ICP-OES wird genutzt, um in der Branche Bergbau & Metalle zu beurteilen, ob sich der Aufschluss von Lagerstätten von Seltenen Erden lohnt, einem unentbehrlichen Rohstoff für elektronische Geräte aller Art. Neue Anwendungen entstehen häufig im Zusammenspiel mit unseren Kunden …

… deren Prozesse Sie allerdings verstehen müssen.

Maik Schmidt: Augenhöhe ist uns enorm wichtig, ja. Um die Prozesse unserer Kunden mitzugestalten, brauchen wir Branchenexperten, die beispielsweise auch in Normierungsgremien mitwirken. Allerdings punkten wir durchaus mit unserer hauseigenen Kompetenz, dass wir beispielsweise mit der ICP-MS eine der nachweisstärksten Analysemesstechniken beherrschen. Das hilft, damit sich Türen öffnen.…

Apropos anspruchsvoll, die Pharmaforschung hat es ja auch in sich …

Manuela Beil-Peter: … und seit den 90ern liefern wir die Ausrüstung für die Forschung in Pharma & Life Science, verhelfen unseren Kunden zu wissenschaftlicher Exzellenz. Die Entwicklung ist rasant.

»Augenhöhe ist uns enorm wichtig.«

Maik Schmidt

Wie halten Sie Schritt?

Manuela Beil-Peter: Wir bleiben am Puls der Kunden. Zum Beispiel statten wir die Pharmaindustrie für die Wirkstoffsuche im Hochdurchsatzverfahren aus. Die Branche, die Millionen von Compounds, also potentiellen Wirkstoffen, sammelt, versucht seit den 90ern breit angelegt, neue Medikamente zu entwickeln. 300.000 Proben pro Tag – die prozessieren unsere Anlagen automatisch. Medizin und Wissenschaft schreiten voran, es entstehen neue biotechnologische Ansätze, die flexibel gestaltbarer Anlagen bedürfen. Und darauf stellen wir uns ein, zum Beispiel für die DKMS, die dem Blutkrebs mit Mitteln der Stammzellentherapie den Kampf ansagt.

Was bedeutet diese Expertise in Bezug auf Pandemien, namentlich COVID-19?

Manuela Beil-Peter: Wir wussten sofort, was der Markt braucht: Automatisierte Tests, um Virus und Antikörper nachweisen zu können, bis hin zur Abwasserprüfung auf die Virenlast. COVID-19 ist ja nicht die erste Pandemie: 2002/03 SARS-CoV, die Schweinegrippe 2009/10, MERS 2012, die Grippewelle 2017/18, um ein paar Beispiele zu nennen, haben die Welt alarmiert und die Forschung auf den Plan gerufen. Wir kannten das also schon, lediglich das Ausmaß der Nachfrage war neu für uns. Und neue Aufgaben ergeben sich außerdem: Um zum Beispiel in abgelegenen Regionen auf den Virus testen zu können, wird über mobile Laborkapazität nachgedacht. Unsere Stärke besteht in Schnelligkeit, Robustheit und Reproduzierbarkeit der Ergebnisse.

Insgesamt scheint weltweit ein neues Bewusstsein zu entstehen für die globalen Herausforderungen und für Nachhaltigkeit ...

Maik Schmidt: … wie wir zum Beispiel in Indien erleben, wo die Regierung ein Programm für sauberere Luft aufgelegt hat. Zwar hinken die Fahrzeuge der Kraftstoffnorm noch hinterher, aber es ist ein Anfang, der ein Umdenken erkennen lässt. Das sehen wir auch in anderen Bereichen. Dass unsere Geräte, beispielsweise ICP-MS, hinsichtlich des Energie- und Gasverbrauchs vergleichsweise gut dastehen, ist ein echtes Verkaufsargument geworden.

Analytik Jena won’t be able to solve the major existential questions facing humanity …

Manuela Beil-Peter: … dennoch – wir sind stolz darauf, unsere Kunden maßgeblich dabei zu unterstützen, die Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen.

Maik Schmidt: Das machen wir uns im Alltag nur noch nicht oft genug bewusst.

Industrien Routine- und Spezialanwendungen in verschiedenen Industrien

Mehr erfahren