Spektralphotometrische Bestimmung von Schadstoffparametern in Abwasser

12.03.2021

Effizientere spektralphotometrische Analysen von Schadstoffen in Abwasser

Für die qualitative und quantitative Analyse von Abwässern unterschiedlicher Parameter mit normierten Verfahrensanweisungen ist die UV/Vis-Spektroskopie seit vielen Jahren eine etablierte Standardmethode. Wie Sie diese Standardanalysen für Nitrat- (NO3), Nitrit- (NO2), Ammonium- (NH4) und Phosphationen (POges) und Gesamtphosphor (Pges) noch effizienter gestalten und dabei Normen und Regularien voll erfüllen, zeigt Ihnen der folgende Beitrag.

Die umfassende qualitative und quantitative Analyse von Abwässern ist in Zeiten knapper werdender Ressourcen von Trink- und Nutzwasser essenziell für die Verbesserung der Lebensqualität und zur Steigerung der öffentlichen Gesundheit. Zahlreiche nationale und internationale Normen regeln unter anderem die Wiederaufbereitungsprozesse oder legen die Grenzwerte bestimmter Schadstoffe verbindlich fest. Auch die Analysen einzelner Parameter selbst sind stark reglementiert. Zu diesen Standardmessungen gehören der Nachweis von Gesamtphosphor, Phosphat-, Ammonium-, Nitrat- und Nitritionen in Industrie- und Haushaltsabwässern. Der erste Schritt im Reinigungsverfahren von Abwasser in Kläranlagen ist die Entfernung von Feststoffen mit physikalischen Methoden. In der nachfolgenden biologischen Stufe finden durch Bakterien und Hefe gesteuerte Oxidationsprozesse statt. Der überwiegend organisch gebundene Stickstoff (als Proteine, Nukleinsäuren und Harnstoff) wird dabei zu NO3 und NO2 oxidiert. Während der dritten Stufe, dem chemischen Reinigungsverfahren, wird PO4 ausgefällt.

Die spektralphotometrische Untersuchung (UV/Vis-Spektroskopie) dieser Verbindungen ist im deutschen Einheitsverfahren zur Wasser-, Abwasser- und Schlammuntersuchung (DIN 38405) und einer Reihe weiterer Normen geregelt. Hier werden detaillierte Anweisungen für die Analyse einschließlich Probenvorbereitung, Störionen und Nachweisgrenzen gegeben. International existieren vielerorts ähnliche Richtlinien und Normen.

Obwohl diese Messungen seit vielen Jahren zur Standardanalytik von Abwasser zählen, gibt es immer noch erhebliche Optimierungspotenziale im Analyseprozess. Neue Herausforderungen wie die steigende Anzahl von Proben oder die erhöhten Anforderungen an die Zuverlässigkeit der Analysen verlangen nach einer größeren Effizienz der Analytik-Lösungen. Mit modernen, nachweisstarken Spektralphotometern, Software, die den Anwendern kleinteilige Arbeiten abnimmt und Automatisierungslösungen für hohen Probendurchsatz sind Labore heute in der Lage, sehr viel Zeit und Aufwand im Analyseprozess einzusparen. Wie das konkret aussehen kann, zeigt die folgende Beispieluntersuchung von Gesamtphosphor, Phosphat-, Ammonium-, Nitrat- und Nitritionen in Abwasser.

Instrumente und Software für den optimalen Nachweis

Für die Beispielmessung kam das UV/Vis-Spektralphotometer SPECORD 50 PLUS zum Einsatz. Das Gerät gewährleistet mit seiner hochauflösenden Optik und robusten Konstruktion eine präzise und zuverlässige Datenerfassung. Das SPECORD 50 PLUS nutzt eine spezielle Zweistrahltechnik mit Split-Beam, die es ideal für qualitative und quantitative photometrische Routineapplikationen macht, wie etwa den Nachweis von Standardparametern NO3, NO2, NH4, PO4 und Pges in Abwasser. Dank der Split-Beam-Technologie können die Proben mit einer höheren Energieintensität durchleuchtet werden. Die SPECORD PLUS-Serie von Analytik Jena nutzt zudem die optimierte Software- und Datenlösung ASpect UV, die durch einfache Methoden- und Kalibrierkurvenerstellung standardkonforme, schnelle Messungen und Datenauswertungen gewährleistet. Die Softwareeinstellungen für die Messung sind in Tabelle 1 ersichtlich.

Tabelle 1: Einstellung der Software-Parameter in ASpect UV 

 NH4NO2NO3PO4
MessmodusAbsorptionAbsorptionAbsorptionAbsorption
Wellenlange [nm]655540338880
Integrationszeit [s]0.20.20.20.2
Regressiony = B * xy = B * xy = B * xy = B * x

Bei großem Probenaufkommen empfiehlt sich der Einsatz von Zubehören, mit denen sich die Probenmengen schneller und einfacher handhaben lassen. Analytik Jena bietet dazu eine Vielzahl an Zubehören wie etwa ein Küvettenkarussell mit 15 Positionen oder einen 6-fach Küvettenwechsler an. Für die vorliegende Beispielmessung wurde sowohl ein 15-fach Küvettenkarussell für den Nachweis von NH4, NO2 und NO3 als auch ein 6-fach Küvettenwechsler mit 10 mm Glasküvetten für die Analyse von PO4 und Pges verwendet.

Schnelle Messungen, zuverlässige Ergebnisse

Die Proben wurden entsprechend den Vorgaben der Normen präpariert und innerhalb der folgenden Zeiten gemessen:

  • NH4: 1–3 h
  • NO3: 1 h
  • NO2: 20 min
  • PO4 / Pges: 10–30 min

Referenz, Blindwert und Proben wurden nacheinander gemessen. Die Referenz wurde gegen Luft gemessen. Für die Blindprobe wurde destilliertes Wasser verwendet und identisch zu den Abwasserproben behandelt. Die Absorbanz der Blindprobe wurde automatisch von den nachfolgenden Proben subtrahiert.

Zur Bestimmung der Konzentration von NH4, NO3, NO2, PO4 und Pges wird im ersten Schritt die Kalibrierkurve nach den referenzierten Normen erstellt. Dazu wurden entsprechend der Literatur zehn unterschiedlich konzentrierte Referenzlösungen jeder Referenzsubstanz erstellt. Tabelle 2 zeigt die verschiedenen Herstellungsbedingungen der Kalibrierstandards und die Erstellung der Kalibriergeraden für jeden Parameter gemäß den referenzierten Normen.

Tabelle 2: Bedingungen für die Erstellung von Kalibrierkurven nach Normen

NormParameterKonzentrationsbereichReferenzsubstanzWellenlänge
DIN 38406-05NH40,03 - 1 mg/lAmmoniumsulfat ((NH4)2SO4)655 nm
DIN 38406-9NO30,5 - 25,0 mg/lKaliumnitrat (KNO3)338 nm
DIN EN 26777NO2bis zu 0,25 mg/lNatriumnitrit (NaNO2)540 nm
DIN EN ISO 6878PO4 / Pges0,005 - 0,8 mg/lKaliumdihydrogenphosphat (KH2PO4)880 nm

Die Kalibrierkurve von NO3 ist beispielhaft in Abbildung 1 (siehe unten) dargestellt. Die Absorbanz der Blindwertmessung mit destilliertem Wasser wird in der Software ASpect UV automatisch von den Absorbanzen der gemessenen Kalibrierstandards subtrahiert. Die berechneten Absorbanzen der Kalibrierstandardlösungen werden als Funktion (y-Achse) der Konzentrationen der Standardlösungen (x-Achse) angegeben. Letztere wird in Milligramm pro Liter (mg/l) ausgegeben. Die Beziehung zwischen der Absorbanz und der Konzentration zeigt im angegebenen Konzentrationsbereich eine lineare Abhängigkeit. Die Software ASpect UV berechnet automatisch die Steigung und den R²-Wert der Kalibrierkurve. Die Konzentration der unbekannten Proben wird in Abhängigkeit von der gemessenen Absorbanz automatisch berechnet. Darüber hinaus wird die Konzentration auch automatisch berechnet, wenn Informationen über Verdünnung und Einwaage der Probe vorliegen. Dadurch können Berechnungsfehler ausgeschlossen werden und der Anwender spart wertvolle Laborzeit.

Für die Analyse der Abwasserproben ist es wichtig zu beachten, dass der Einfluss anderer Substanzen auf die Absorbanz vor den Messungen überprüft werden muss, da Störionen (NO3 und NO2: Chlorid; PO4: Arsenat) die Testergebnisse erheblich beeinflussen können. Wenn das Vorhandensein von Störionen ausgeschlossen werden kann, werden die Abwasserproben mit den in den Normen beschriebenen Nachweisreagenzien behandelt. Anschließend wird die Absorbanz der Abwasserproben gemessen und die Konzentration anhand der Kalibrierkurve bestimmt. Wenn die ausgewählten Parameter häufig gemessen werden, empfiehlt es sich, eine Speicherung der Methoden und Kalibrierkurven in der Quickstart-Funktion vorzunehmen (siehe Abbildung 2 unten). Dies ermöglicht die schnelle und präzise Messung und Auswertung weiterer Proben. Nach dem Öffnen der Software wird die Methode gestartet und die Ergebnisse werden innerhalb von nur vier Klicks automatisch aufgenommen und ausgewertet (die Probensequenz inklusive Probenanzahl und Probennamen kann zusätzlich angepasst werden).

In der Kläranlage wurden nach dem Reinigungsverfahren fünf Wasserproben gemessen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 dargestellt. Durch die kontinuierliche Überwachung der Konzentration verschiedener Parameter kann der Aufreinigungsprozess des Abwassers in den Kläranlagen überprüft werden. Die Messdaten werden aufgezeichnet und gespeichert, damit die Behörden überprüfen können, ob die Grenzwerte eingehalten werden. Zusätzlich kann eine kontinuierliche Verbesserung und Optimierung des Reinigungsprozesses erreicht werden.

Tabelle 3: Konzentrationen der ausgewählten Parameter am Beispiel von fünf Abwasserproben aus Kläranalgen

ProbeNH4NO2NO3PgesPO4
10,50350,483912,27770,2066-
20,02370,00795,87120,19910,0666
30,08130,03056,75690,22370,0724
40,01940,01575,01160,0246-
50,01050,01393,85570,0267-

Ammonium kann in Abwasserproben je nach pH-Wert des Lösungsmittels in unterschiedlichen Verbindungen vorliegen (als Ammoniumion (NH4+), Ammoniak (NH3) oder Ammoniumhydroxid (NH4OH)). Um alle möglichen Ammoniumspezies zu detektieren und somit unabhängig der Herkunft und dem pH-Wert des Abwassers zuverlässige Ergebnisse zu erhalten, sind stark alkalische Bedingungen erforderlich. Umgekehrt werden jedoch für den Nachweis von NO3- und NO2-Ionen stark saure Lösungen benötigt, um die Bildung der farbigen Zielverbindungen zu katalysieren, die bei charakteristischer Wellenlänge nachgewiesen werden können. Aufgrund der extremen pH-Werte der Lösungsmittel ist die Handhabung der Proben kompliziert. Zusätzlich sollte die Verwendung großer Mengen von Lösungsmitteln vermieden werden, um die Menge an Sondermüll zu reduzieren. Daher werden die Messungen vorzugsweise in 10 mm Küvetten durchgeführt, obwohl gemäß den Normen auch 40 mm oder 50 mm Küvetten zulässig sind. Ein weiterer Vorteil der Verwendung der 10 mm Küvetten gegenüber den 40 mm oder 50 mm Küvetten ist die größere Möglichkeit zur Probenautomatisierung. Während 40 mm oder 50 mm Küvetten nur einzeln oder in einem 6-fach Wechsler positioniert werden können, können die 10 mm Küvetten zusätzlich in einem 15-fach Karussell oder einem 8-fach Wechsler verwendet werden. Weitere Automatisierungsschritte können mit dem Sipper-System und APG Autosampler – ebenfalls im Zubehörportfolio von Analytik Jena – realisiert werden.

Die UV/Vis-Spektralphotometer der SPECORD PLUS-Serie sind besonders für die Analyse von Abwasserproben geeignet, da sie mit einer speziellen Küvettenposition für trübe Proben ausgestattet sind. Die Küvette kann nah am Detektor positioniert werden, wodurch der Anteil des Streulichts reduziert wird. Die Verwendung von standardisierten Testkits für Wasseranalyseparameter wie SAK, Trübung, CSB, BSB, Sulfat u.v.m. ist durch den Einsatz des Rundküvettenhalters möglich. Gering konzentrierte Proben können mit dem Einsatz des 100 mm Küvettenhalters zur Vergrößerung der Schichtdicke problemlos analysiert werden.

Abbildung 1: Kalibrierkurve für die Bestimmung der NO3-Konzentrationen

Abbildung 2: Quickstart-Menü der ASpect UV-Software

Komplettlösung von Analytik Jena für den Schadstoffnachweis in Abwasser

Das für die Beispieluntersuchung verwendete SPECORD 50 PLUS ist eine moderne UV/Vis-Lösung, die leistungsfähige Technologie und Anwenderfreundlichkeit miteinander vereint. Das Spektralphotometer bestimmt die Konzentration wichtiger Wasserparameter in Abwasserproben schnell, präzise und einfach. Das SPECORD 50 PLUS nutzt dazu unter anderem eine hochpräzise Optik, die Kalibrierkurven mit sehr guten R²-Werten gewährleistet. Besonders anwenderfreundlich ist die automatische Berechnung der Konzentration in Abhängigkeit von Verdünnung und Einwaage mit der Software ASpect UV. Sie nimmt dem Nutzer viel kleinteilige Arbeit ab und ermöglicht die schnelle und fehlerfreie Berechnung der Konzentration der verschiedenen Parameter in den Abwasserproben. Dank einer umfangreichen Zubehörpalette lassen sich die UV/Vis-Spektralphotometer der SPECORD PLUS-Serie von Analytik Jena auf sehr viele applikative Anforderungen anpassen. Für Hochdurchsatzanalysen empfehlen sich etwa Autosampler, Küvettenwechsler oder Küvettenkarussell. Weiteres Zubehör ermöglicht beispielsweise die Analyse von trüben und niedrig konzentrierten Proben.

Zugehörige Downloads

Spektrophotometrische Bestimmung von Standardparametern in Abwasser nach Normverfahren

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Brochure SPECORD PLUS (German)

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