Sand destined to the manufacture of cement in a quarry

Analytische Lösungen für eine sichere und effiziente CO₂-Speicherung in der Zementindustrie

18.09.2023

Analytische Lösungen für eine sichere und effiziente CO2-Speicherung in der Zementindustrie

Wäre die Zementindustrie ein Land, käme es, was den CO2-Ausstoß betrifft, nach China und den USA. Oder in Zahlen gesprochen: Bei einer globalen Produktionsmenge von 4,5 Milliarden Tonnen Zement pro Jahr stößt die Zementindustrie rund 2,8 Milliarden Tonnen CO2 aus und macht damit rund 8 % der gesamten Treibhausgasemissionen weltweit aus.1

Diese CO2-Emissionen, die bei der Zementherstellung entstehen, lassen sich grundsätzlich nicht vermeiden, denn sie beruhen auf einer natürlichen chemischen Reaktion des Rohstoffs und den Brennstoffemissionen: Das Rohmaterial Kalkstein wird bei Temperaturen von bis zu 1.500 °C (Kalzinierungsprozess) in Klinker umgewandelt, wodurch große Mengen an CO2 freigesetzt werden.

Auch ein Einschränken der Zementindustrie selbst ist nicht realistisch, schließlich ist Zement als Bindemittel für Beton überall da notwendig wo gebaut wird. Selbst Projekte zur Förderung des Klimaschutzes, wie z.B. der Bau von Bahnstrecken, energieeffizienten Gebäuden usw. können nicht auf den wichtigen Baustoff Zement verzichten.

Es gibt einige Ansätze zur Reduzierung, wie z. B. die Nutzung von Abwärme, eine Verringerung des Klinkeranteils, neue Herstellungsverfahren, den Einsatz von Ersatzbrennstoffen und Recycling des Betons. Diese reichen jedoch nicht aus, um Klimaneutralität zu erreichen.  

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CO2-Abscheidung und Speicherung für eine klimaneutrale Zementindustrie

Eine vielversprechende Alternative ist das Herausfiltern von CO2 aus Abgasen vor deren Freisetzung in die Atmosphäre. Abgeschiedenes CO2 kann dann entweder gespeichert werden, z.B. unter der Erde in Gestein oder im Meeresboden (CCS) oder abgeschieden, transportiert und weitergenutzt werden, z.B. als Rohstoff für Herstellung von Polymeren, Treibstoffen und Baustoffen (CCU). Damit kann das CO2 nach dessen Abscheidung transportiert und entweder gelagert oder als Rohstoff für die Herstellung von Polymeren, Brennstoffen und Baumaterialien weiterverwendet werden.

Die folgenden Konzepte zur Kohlenstoffabscheidung werden daher als wichtiger Ansatz betrachtet:

Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (Carbon Capture and Storage – CCS)

Hierfür wird CO2 abgeschieden, aufbereitet, komprimiert und zu einem Speicherort, z.B. unter der Erde (Gestein oder Meeresboden), transportiert. CO₂ kann entweder aus der Atmosphäre oder direkt aus den Emissionsquellen bei der Nutzung fossiler Brennstoffe in industriellen Prozessen oder bei der Stromerzeugung abgeschieden werden.

Kohlenstoffabscheidung und -nutzung (Carbon Capture and Utilization – CCU)

CO2 wird abgeschieden, transportiert und weiterverwendet, z.B. als Rohstoff zur Herstellung von Polymeren, Kraftstoffen oder Baumaterialien.

Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung (Carbon Capture, Storage and Utilization – CCUS)

Dieser Ansatz umfasst alle Varianten von CCU und CCS. Mit CCUS lassen sich die hohen CO2-Konzentrationen, die bei industriellen Aktivitäten entstehen, auffangen und effektiv nutzen. Daher kommt dieser Methode eine Schlüsselrolle bei der Dekarbonisierung zu.

Das Potenzial der Kohlenstoffabscheidung

Durch die Nutzung dieser Ansätze zur Kohlenstoffabscheidung in den verschiedenen Phasen des Zementherstellungsprozesses können Zementhersteller ihre Emissionen erheblich verringern. Jedes dieser Verfahren hat seine Vorteile in Bezug auf Kosten, Durchführbarkeit und Effizienz.

Pre-combustion capture

Diese Methode beinhaltet die Abscheidung von CO2, bevor es während des Zementherstellungsprozesses freigesetzt wird. Durch die Umwandlung fossiler Brennstoffe in ein Gemisch aus Wasserstoff (H2) und CO2 wird das CO2 abgetrennt und kann gespeichert werden, während H2 als Brennstoff für den Zementprozess verwendet wird. Pre-Combustion Capture gilt als energieeffizienter als Post-Combustion, erfordert aber zusätzliche Investitionen in Anlagen und Verfahren.

Post-combustion capture

ist die bisher am weitesten verbreitete Methode. Spezielle Anlagen wie chemische Lösungsmittel oder Membranen werden eingesetzt, um CO2 aus den Rauchgasen von Zementwerken nach der Verbrennung abzutrennen und abzuscheiden, das dann gespeichert oder in anderen Prozessen verwendet werden kann (CCUS).

Zu diesem Zweck werden chemische Verfahren wie die Amingasbehandlung, auch bekannt als Aminwäsche, eingesetzt. Das Rauchgas wird mit einer wässrigen Aminlösung in Kontakt gebracht. Das Amin reagiert mit dem CO2 und entzieht es während des Absorptionsprozesses zu einem großen Teil dem Gasstrom. Für den Desorptionsschritt gelangt die Amin-/CO2-Lösung in den Regenerator, wo sie erhitzt wird, um das CO2 aus der Waschlösung zurückzugewinnen.

Bei diesem Verfahren ist es wichtig, das richtige Verhältnis zwischen Absorptionsleistung und Heizleistung zu finden. Wenn bei der abschließenden CO2-Desorption weniger Heizleistung eingesetzt wird, werden zwar Kosten gespart, aber es besteht auch das Risiko, dass aufgrund der verringerten Absorptionsleistung mehr CO2 in der Aminlösung und anschließend auch im Rauchgas verbleibt.

Um das Optimum zwischen Absorptionsleistung und erforderlicher Heizleistung zu finden, ist die Überwachung der CO2-Belastung in der Aminlösung wichtig und muss regelmäßig gemessen werden. Diese Messungen können mit verschiedenen Methoden durchgeführt werden, z.B. Raman-Spektrometrie oder herkömmliche Titration. Auch die Online-Überwachung der CO2-Konzentration im Rauchgas mit NDIR-Sensoren wird eingesetzt.

Die Messung des anorganischen Gesamtkohlenstoffs (TIC) ist jedoch besser geeignet, um die CO2-Absorptionsraten in Aminlösungen zu bewerten und die CO2-Abscheidungsprozesse zu überwachen. Der Vorteil ist, dass es keine Störungen gibt, wenn thermische Prozesse die Eigenschaften der Aminlösung durch Alterung aufgrund von thermischer Belastung verändern, wie es bei spektrometrischen Methoden der Fall ist. Der TIC-Parameter wird einfach durch Säurebehandlung der Probe gemessen. Dabei werden Karbonate und Hydrogenkarbonate in CO2 umgewandelt, das durch eine Gasspülung leicht aus der sauren Lösung entfernt und mit einem NDIR-Detektor im Analysegerät quantifiziert wird. Der multi N/C 2100S und der multi N/C 3100 von Analytik Jena sind dafür prädestiniert und bieten eine genaue, automatisierte und zuverlässige Methode zur CO2-Überwachung in Amin-Absorptionslösungen (s. AppNote).

Um das Optimum zwischen Absorptionsleistung und erforderlicher Heizleistung zu finden, ist die Überwachung der CO2-Belastung in der Aminlösung wichtig und muss regelmäßig gemessen werden. Diese Messungen können mit verschiedenen Methoden durchgeführt werden, z.B. Raman-Spektrometrie oder herkömmliche Titration. Auch die Online-Überwachung der CO2-Konzentration im Rauchgas mit NDIR-Sensoren wird eingesetzt.

Die Messung des anorganischen Gesamtkohlenstoffs (TIC) ist jedoch besser geeignet, um die CO2-Absorptionsraten in Aminlösungen zu bewerten und die CO2-Abscheidungsprozesse zu überwachen. Der Vorteil ist, dass es keine Störungen gibt, wenn thermische Prozesse die Eigenschaften der Aminlösung durch Alterung aufgrund von thermischer Belastung verändern, wie es bei spektrometrischen Methoden der Fall ist. Der TIC-Parameter wird einfach durch Säurebehandlung der Probe gemessen. Dabei werden Karbonate und Hydrogenkarbonate in CO2 umgewandelt, das durch eine Gasspülung leicht aus der sauren Lösung entfernt und mit einem NDIR-Detektor im Analysegerät quantifiziert wird. Der multi N/C 2300 und der multi N/C 3300 von Analytik Jena sind dafür prädestiniert und bieten eine genaue, automatisierte und zuverlässige Methode zur CO2-Überwachung in Amin-Absorptionslösungen. (s. AppNote)

Oxyfuel-Verfahren

Beim Oxyfuel-Verfahren wird der Brennstoff mit reinem Sauerstoff anstelle von Luft verbrannt, was zu einem konzentrierten CO2-Strom führt, der sich leichter abscheiden und speichern lässt. Das Oxyfuel-Verfahren kann in Zementöfen integriert werden, was eine effizientere Kohlenstoffabscheidung ermöglicht.

Karbonisierung

Die Karbonisierung oder Karbonatisierung ist ein weiterer Ansatz für CCU. CO2 und Mineralien reagieren zu Karbonaten, die dann z.B. für Betonrezyklate verwendet werden können und deren Festigkeit verbessern. Dabei wird abgetrenntes CO2 verwendet, alter Beton wird recycelt. Um den Karbonatisierungsprozess zu optimieren und die CO2-Aufnahmerate zu erfassen (s. AppNote), ist die vollautomatische TIC-Bestimmung mit dem multi EA 4000 eine hervorragende Wahl.

Kalzium-Looping

Hierbei handelt es sich um die Verwendung von Kalziumoxid (Kalk) zur Abscheidung von CO2 aus den Rauchgasen von Zementwerken. Das Verfahren nutzt einen Kreislauf, in dem Kalziumoxid mit CO2 reagiert und Kalziumkarbonat (Kalkstein) bildet, das dann kalziniert wird, um das abgeschiedene CO2 freizusetzen. Das Kalzium-Looping-Verfahren zeigt vielversprechende Ergebnisse, befindet sich aber noch in der Forschungs- und Entwicklungsphase.

Direkte CO2-Abscheidung

Die direkte Abscheidung von CO2 aus den Rauchgasen von Zementwerken erfolgt mit verschiedenen Techniken wie Membranen oder Adsorptionsmitteln. Sie hat den Vorteil eines potenziell geringeren Energieverbrauchs und geringerer Infrastrukturanforderungen, befindet sich aber noch in der Entwicklung und steht vor technischen Herausforderungen.

Die Abscheidung und Rückgewinnung von CO2 zur Wiederverwendung durch Umwandlung in wertvolle Produkte mit dem Ziel, Kohlenstoffneutralität zu erreichen, ist ein wichtiges Thema in der industriellen Forschung und der Entwicklung innovativer Technologien. In der Zementindustrie können Anlagen zur CO2-Abscheidung und -Speicherung installiert werden, um das CO2 aus dem Rauchgas zu entfernen und anschließend zu reinigen, zu verflüssigen und zu speichern.

Vorteile der Kohlenstoffabscheidung in der Zementindustrie

Die Einführung der Technologie zur Kohlenstoffabscheidung in der Zementindustrie bietet mehrere Vorteile, darunter:

  • Verringerung der Treibhausgasemissionen und des Kohlenstoff-Fußabdrucks
  • Eine nachhaltige Zementproduktion durch Minimierung der CO2-Emissionen ohne Beeinträchtigung der Qualität oder Funktionalität des Zements
  • Sicherstellung der Einhaltung von Emissionsvorschriften und Vermeidung möglicher Strafen oder Einschränkungen
  • Nutzung des Kohlenstoffs, z.B. zur Herstellung von Baumaterialien oder sogar zur Erzeugung wertvoller Chemikalien

Die Technologie zur Kohlenstoffabscheidung ist zwar sehr vielversprechend, aber es müssen noch einige Herausforderungen bewältigt werden. Dazu gehören die hohen Kosten für die Umsetzung, der notwendige Ausbau der Infrastruktur und eine effiziente Prozesskontrolle. Auch hier kann die TIC-Überwachung einen wichtigen Beitrag leisten. 

Die Fortschritte in der Technologieentwicklung und das wachsende Bewusstsein um die Notwendigkeit klimaschonender Lösungen hat zu steigenden Investitionen der Zementindustrie in Forschung und Entwicklung geführt. Erste Länder, wie z.B. die Schweiz, belohnen die Verwendung von kohlenstoffhaltigen Recyclingzementen in der Bauindustrie durch die Rückerstattung der Kohlenstoffsteuer.

Ausblick

Da die weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels zunehmen, stellt die Kohlenstoffabscheidung in der Zementindustrie eine entscheidende Lösung dar, die den Weg für eine grünere und nachhaltigere Zukunft ebnet. Durch die Umsetzung dieser verschiedenen Methoden können Zementhersteller die Treibhausgasemissionen erheblich reduzieren und gleichzeitig die Produktion von nachhaltigem Zement sicherstellen. Die oben dargestellten TIC-Messmethoden ermöglichen eine zuverlässige und effiziente Überwachung der Prozesse zur Kohlenstoffabscheidung und -nutzung. 

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1 Vgl. Deutschland 2022 bei 754 Mio. Tonnen – Umweltbundesamt

Downloads

TIC Determination in Amine Scrubbing Solutions for Efficiency Control of CO2 Emission Reduction from Fossil Fuel Combustion (EN)

Applikationsschrift

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Determination of CO2 Absorption Rates in Cement and Concrete Recycling by Automated Solids TIC Measurement (EN)

Applikationsschrift

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Analysis of Building Materials: C/S/Cl and Metals Determination in Cement and Related Materials (EN)

Broschüren

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